Ausstellungsansicht
Kunsthaus Uri. 2019
«ZOOM»,
je 100 x 150 cm Acryl auf Baumwolle
«KONTEXT»,
30 teilig, Scherenschnitt, Papier bedruckt
Bauhaus
53 teiliges Bild, Acryl auf Leinwand, 2015
Die Arbeit „Bauhaus“ besteht aus 53 meist monochromen Einzelteilen,
in verschieden Formaten. Es sind mit Leinwand überzogene Keilrahmen,
mit Acrylfarbe bemalt. Diese unterschiedlichen Formate, bilden
zusammengesetzt ein Haus. Ein Normhaus, ein 08/15 Haus. Assoziativ
ist auch eine Verbindung mit einem Spielhaus gedacht, diese
Plastikdinger, die in den kleinen Gärten vor den kleinen Häusern
meist ungebraucht herumstehen.
Die Interpretationen dieser Arbeit können viele sein. Für mich ist
es wichtig, dass das Haus zusammengesetzt ist. Die Einzelteile
müssen zusammengebaut werden, Teil um Teil. Es liegt ein Raster
zugrunde. Teil zu Teil, bis das Haus und die Umgebung gebaut sind.
Fehlt eines dieser Teile, ist das Gebilde und somit auch das Bild
nicht komplett, kommt das Gebäude ins Wanken, wirkt verletzt und
ruft nach Reparatur.
Coober
Pedy: sunshine, vulcano, mirror, packjard, reef, seed, Acrylic on
Nettle, 35 x 45 cm, Australia 2023
Linoldruck
Archegonien
Durch die Blume, Acryl auf Holz, Museum Bruder Klaus, 2014
Adriana Stadlers aktuelle Bilder entstehen in einem
Schablonierverfahren, das sie in den letzten Jahren anwendet und für
ihren Beitrag zur Ausstellung verfeinert. In der Scherenschnitttechnik
erstellt sie Folien, deren Motive von Pflanzen und Blüten ausgehen.
Diese legt sie auf den Bildträger und bringt mit Rollern und Schwämmen
Acrylfarbe auf. Durch das Wenden und Verschieben der Folien entstehen
Tafeln mit ornamentalem Charakter. Durch den Einsatz verschiedener
Folien im gleichen Bild wird die Komplexität der Bilder noch
gesteigert. In der installativen Anordnung im Raum entsteht der
Eindruck eines „hängenden“ Gartens mit üppiger Vegetation. Adriana
Stadler setzt den Rapport ein und unterläuft ihn auch. Sie arbeitet
mit Ordnung und Abweichung. Diese Spannung führt zu Untersuchungen von
Bildstrukturen mit überraschenden Resultaten. Die Künstlerin wagt auf
der Basis ihrer langjährigen Arbeiten zum Thema einen nächsten Schritt
der Verdichtung – sie schafft Ikonen für Wachstum, für Leben.
Urs Sibler, 2014
Synchron
Malerei, 15 teilig, Acryl auf Büttenpapier, Galerie Adrian Bleisch, Arbon, 2016
Haus
Serie 'Haus', Acryl auf Leinwand, 57 x 65 cm
Potiche
Die Bilder lebendig halten
Schablonen und Scherenschnittfolien: Adriana Stadler verwendet für
ihre Malerei Hilfsmittel, wie sie die Technik des Reproduktionsdrucks
kennt. Sie füllt Flächen und Formen mit Ornamentmustern aus sich
überlagernden und überschneidenden Kreisen, setzt Raster aus
Dreiecken, Rauten, Parallelogrammen. Hell-Dunkel-Kontraste aus Blau
und Orange, aus Gelb und Braun lassen die Ornamente hervortreten.
Unregelmässigkeiten der aus freier Hand geschnittenen Folien, kleine
Verschiebungen bei mehrfachen Farbschichten durchbrechen die starre
Regel und machen das Verfahren in der Abweichung sichtbar.
Die Konturform eines Hauses, die Schemen eines Fuchses oder einer
eingetopften Blütenpflanze, der Umriss einer Vase, angefüllt mit einem
mehrfach verschobenen Kreismuster, darüber der Schattenriss eines
Gesträuchs, das skizzenhafte Bild eines Zierfisches zeigen die neuen
Bilder von Adriana Stadler in lichten, kontrastreich leuchtenden
Farben. Es sind keine wirklichkeitsnahen Bilder. Es sind Assemblagen
von Wirklichkeitselementen, oft belastet von Klischeevorstellungen und
selbst als Klischee verwendet, als Bildmuster, das nicht das Bild
selber gibt, sondern die Vorstellung und die Erinnerung an oft
Gesehenes. Bilder, das wird hier deutlich, haben ihre eigene
Wirklichkeit. Sie sind Einladungen an die Wahrnehmung, Aufforderungen,
das Vorstellungsvermögen in Gang zu setzen.
Adriana Stadler zeigt in ihren Bildern das Zugleich von Freiheit und
regelhafter Ordnung. Die freie Gruppierung der Bildelemente, die
willkürliche Setzung von Farben trifft auf Raster und Ornamente, die
klare Konturlinie auf versetzte Umriss-Schatten. Ein dichtes
Liniengeflecht wird überlagert von kreisrunden Bildausschnitten, auf
denen in verwischt realistischer Abbildung ein Haus mit Vorbau und
Terrasse, ein Pinguin gemalt sind: Ausschnitte aus einer wirklichen
Welt jenseits der Bilder, als Reprisen auf einen Bildgrund aus freien
Linien- und Farbrhythmen aufgesetzt.
Repetition und Reproduktion sind Grundbewegungen in diesen Bildern.
Das rückt sie in die Nähe von Drucken, von frühen Arbeiten Andy
Warhols. Doch Adriana Stadler, die auf grossem Format mit Schablonen
und geschnittenen Folien malt, zitiert hier nicht Siebdruck oder
Pop-Art. Sie macht sich die Verfahren zueigen, um das plane Abbild zu
durchbrechen, um in der Wiederholung die Repetition augenfällig und
also durchschaubar zu machen. Repetition kann ein Hilfsmittel sein,
die Wahrnehmung zu betäuben. Bei Adriana Stadler ist es das Gegenteil:
wie sie Repetition und Raster in ihre Bilder einbringt, werden sie zum
Medium, die Bilderwartung zu unterlaufen, die Wahrnehmung zu schärfen.
Die Ornamente und Bildschemen, die Raster und Schichten durchbrechen
die Oberfläche. Sie führen in die Bildtiefen hinein, öffnen Bildräume.
Das verbindet die Malerei mit den installativen Arbeiten von Adriana
Stadler. Ihre Vorstellungswelt hat mehr als zwei Dimensionen, Bilder
sind für sie räumliche Abstraktionen, die betont und andauernd daran
erinnern, dass sie dies sind. Die Raumzuordnungen sind dabei so
instabil und offen, wie die Bedeutungsschichten. Die Malerei dieser
Künstlerin öffnet vielfach verzweigte Sinnräume, wie sie komplexe
räumliche Strukturen anbieten. Einfache Zeichen wie Haus und Tier
treffen auf Pflanzen, die geometrischen Ornamentformen lassen sich als
organische Symmetrien sehen und knüpfen so am Lebendigen an, wie die
zum Schema reduzierten Symbole die Erinnerung an Gelebtes und
Gefühltes wecken.
Aus Reproduktion und Repetition gewinnt Adriana Stadler in ihrer
Malerei einen gültigen Ausdruck für ihre Sehnsucht, Bilder lebendig zu
halten, die Kunst als eine andere Wirklichkeit dem Wirklichen und der
Natur anzunähern und aus der Fläche in vielfach gestaffelte, komplex
gefügte Bildräume aufzubrechen.
Urs Bugmann
Sektionen
blauer Berg, Waldmatt, Nordschiff, Landhaus, Acryl auf Leinwand, 100 cm x 100 cm
Scherenschnitte
Scherenschnitt auf bedrucktem Papier 70x100 cm (Serie seit 2000 )